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Projekte zur Stärkung von Frauen in Germian Frauenzentrum in Kifri, Trainingskurse, Mobile Teams und Kampagnen gegen Genitalverstümmelung. Das Programm von WADI in der Region Germian.
Doch seit der Befreiung ist viel Hoffnung aufgekommen und langsam beginnt erneut die Herausbildung einer Zivilgesellschaft. In Kifri schloss sich eine Gruppe engagierter junger Frauen und Männer zur Germian development society zusammen und setzte sich zum Ziel, sich noch aktiver für die Stärkung der Frauenrechte und die Demokratisierung der kurdischen Gesellschaft einzusetzen.
Das Zentrum bietet den Mädchen und Frauen einen ungestörten Ort, an dem sie sich treffen und über ihre Probleme reden können. Es ist für die meisten Frauen der einzige Ort, an dem sie sich mit anderen Frauen austauschen können und außerdem oft eine willkommene Abwechslung im tristen Alltag, der nur aus Hausarbeit besteht. Das Zentrum ist täglich von 8 bis 16 Uhr geöffnet und bietet den Frauen Alphabetisierungskurse, psychologische und medizinische Hilfe sowie verschiedene berufsbildende Kurse an. Außerdem finden regelmäßig Seminare über Frauengesundheit und Kinderpflege statt. Bei den Müttern ist besonders der Nähkurs sehr beliebt. Die Frauen lernen mit Schablonen und bunten Stoffen, die neusten Modelle selbst zu schneidern und nehmen die neuen Kleidungsstücke anschließend mit nach Hause. Die jüngeren Frauen besuchen meist lieber den Computerkurs, denn in Kifri gibt es für Frauen ansonsten keine Möglichkeit. Lautes Lachen gemischt mit der neusten kurdischen Popmusik tönt aus dem Frisörworkshop. Haartönung, Crêpe-Eisen, und Schminke von der Mascara bis zum Lippenstift gehören hier mit zum Equipment. Wer Lust hat kann sich nach dem Unterricht den neusten Modeschnitt verpassen oder die Haare hochstecken lassen. Seit Neuestem gibt es auch Englischkurse. Viele Frauen kommen aber auch einfach nur, um in der Bibliothek Zeitschriften oder Bücher auszuleihen oder um sich mit anderen Frauen zu treffen. Regelmäßig werden nachmittags Vorträge über Frauengesundheit, Kinderpflege und die rechtliche Situation von Frauen gehalten. Anschließen ist Gelegenheit, heiß darüber zu diskutieren.
Das mobile Team bietet den Dorfbewohnerinnen in der Schule, der örtlichen Moschee oder einem Wohnzimmer eine offene Sprechstunde an. Es wird über gesundheitliche oder auch familiäre Probleme gesprochen. Häusliche Gewalt ist ein häufiges Thema. Das mobile Team hat für alle Fragen ein offenes Ohr und bringt bei Bedarf bedürftige Frauen in ein Frauenhaus oder ins Krankenhaus. Wichtigste Aufgabe der Teams ist jedoch die präventive Aufklärungsarbeit gegen die verbreitete Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung geworden. Inzwischen sind die mobilen Teams für viele Frauen zu einer festen Institution geworden, der man vertraut und die ein Teil des Lebens in Germian geworden ist.
Das Mobile Cinema hat eine Schlüsselrolle in Wadis Anti-FGM-Kampagne. Die mobilen Teams hatten bereits im Jahre 2003 bei ihrer täglichen Arbeit festgestellt, dass ein erschreckend hoher Prozentsatz von Frauen im Nordirak Opfer von Klitorisamputationen wird. Die Existenz von weiblicher Genitalverstümmelung war bisher sowohl von der internationalen Forschung ignoriert oder geleugnet, als auch von den kurdischen Behörden verschwiegen worden. Damit ist Irakisch-Kurdistan keine Ausnahme. Sexualität ist im Nahen und Mittleren Osten ein Tabuthema. Und auch über Genitalverstümmelung, der jährlich Tausende von jungen Mädchen im Nordirak zum Opfer fallen, sprach hier niemand. Auf die Inititaive der lokalen Mitarbeiterinnen Wadi Germians beschloss Wadi nach ersten Indizien im Herbst 2004, eine erste Befragung zu unternehmen. Das Resultat war schockierend: über 60 % aller Mädchen und Frauen über 10 Jahren, die befragt wurden, gaben an, Opfer dieses äußerst schmerzhaften und frauenverachtenden Eingriffs geworden zu sein. Was tun, um Tausende von jungen Mädchen vor dieser menschenverachtenden Zurichtung zu retten? Noch im Winter 2004 erklärte sich ein kurdischer Filmemacher bereit, in Kooperation mit dem mobilen Team Wadi Germian einen Aufklärungsfilm gegen FGM zu drehen. Seit Herbst 2005 zeigen mobile Teams diesen Film auf den Dörfern. Das Ziel des Programms „ Mobile Cinema“ ist es, die Frauen auf die psychischen und physischen Folgen des Eingriffs aufmerksam zu machen und sie zu überzeugen, ihren Töchtern diese lebenslängliche Tortur zu ersparen. Das Mobile Cinema in Germian ist Teil einer groß angelegten Kampagne, die Wadi im Nordirak durchführt. Ein zweites Mobile Cinema arbeitet im Raum Erbil, weitere Teams sind bereits geplant.
Nach dem Film haben die Frauen Gelegenheit, dem Team Fragen zu stellen. Nicht selten kommt es zu heißen Diskussionen. Doch dies gehört zu den Zielen des Mobile Cinema: die Dorfbewohnerinnen sollen das Tabuthema Frauenbeschneidung kontrovers diskutieren und auf Dauer lernen, es kritisch zu betrachten und in Frage zu stellen.
Im Frühjahr 2005 bot das mobile Team Erste-Hilfe-Kurse für die Bewohner einiger abgelegener Dörfer in der Region Germian an. Vor dem Hintergrund der schlechten Infrastruktur und der Tatsache, dass es in den Dörfern der Region keine medizinische Versorgung gibt, stellen Erste-Hilfe-Kurse eine überlebensnotwenige Qualifikation für die Bewohner dar. Wadis mobiles Team stellte den Teilnehmer/innen einen Kleinbus zum Transport zur Verfügung. In Schulgebäuden fanden die Kurse in Form von Kompaktseminaren statt, an denen Frauen und Männer gemeinsam teilnahmen. Die TeilnehmerInnen lernten neben herkömmlichen Erste-Hilfe-Maßnahmen Verletzungen und giftige Reptilien- und Insektenbisse fürs Erste zu versorgen, damit der Patient den bis zu 3-stündigen Weg bis ins nächste Krankenhaus überleben kann. Nach Abschluss der Kurse wurden jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer ein Erste–Hilfe-Kit und eine Urkunde überreicht. Die Projekte in Germian werden unter anderem gefördert von:
Text: Sandra Strobel, WADI WADI e.V. |
tel.: (+49) 069-57002440 | fax (+49) 069-57002444 |